Foodphilosophie

 

 

Was haben Respekt, Äthetik und Genuss miteinander zu tun?

 

Welche Ideen stecken hinter der Webseite "WitthohnVeganFoodFoto"?

 

Warum fotografiere ich „Essen“? Ist eine schöne Landschaft oder ein Portrait nicht viel spannender? Das werde ich manchmal gefragt.

 

Das wäre sicherlich so, wenn sich die Foodfotografie darauf beschränken würde, lediglich nett angerichtete Nahrungsmittel abzulichten. Wenn „essen“ nicht viel mehr wäre (bzw. sein KÖNNTE!), als bloße notwendige Ergänzung der Nährstoffe, die der Körper braucht.

 

„Küche“ ist – und dies gilt für alle Küchen und Länder der Welt – viel mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Das Zubereiten der Mahlzeiten, das Anrichten, die Bedeutung bei Festen, Feiern, in der Religion, aber auch im Alltag ist Teil der Kulturlandschaft eines Landes. Vom Espresso in der Mittagspause im Straßencafé bis zur Weihnachtsfeier, vom Restaurantbesuch im Urlaub bis zum Abend mit Freunden – immer spielt das Essen und Trinken eine große Rolle.

 

In diesem Sinne möchte ich mit meiner Foodfotografie auch mehr erreichen, als nur die Tiefkühlpizza nett abzulichten und die Mahlzeiten zu dokumentieren.

 

Wir bringen uns um einen Teil jener angesprochenen Kultur, um Gesundheit, Genuss und Ästhetik, wenn wir schnell hingeklatschte Mahlzeiten in Zeitdruck in uns hineinschaufeln – wäre dies nicht schade? Viele Menschen sehnen sich – dies zeigt die boomende Ratgeberliteratur – wieder nach mehr „Echtheit“ im Leben, weniger Künstlichkeit, nach Entschleunigung, Nachhaltigkeit und mehr Bewusstsein.

 

Muss man dafür Meditationskurse besuchen oder einfach öfter Urlaub machen? Ein Sabbathjahr? Ich glaube nicht. Ich bin der Meinung, dass wir all das Angesprochene wunderbar im Alltag leben und umsetzen können, ohne das wir etwas Gelerntes aus einem Entspannungskurs in unseren Alltag „hinüberretten“ müssen.

 

Bauen wir das Bewusstsein, den Genuss, die Ästhetik und die Entspannung doch einfach in unseren Alltag ein!

 

Dies kann schon beim Einkauf auf dem Wochenmarkt beginnen! Statt hektisch von Stand zu Stand zu huschen einfach mal eine Minute stehen bleiben und all die Vielfalt an Farben, Formen und Gerüchen in sich aufnehmen!

 

Es geht weiter beim Zubereiten – Küchenmaschinen erleichtern uns, zugegeben, oft die Arbeit. Aber bringen sie uns nicht manchmal auch um die sinnliche Vorfreude? Beim Waschen des Gemüses zu fühlen, wie kunstvoll eine Möhre gewachsen ist, wie sie sich anfühlt mit all ihren kleinen Erhebungen, Kerben und dem wuseligen Grün? Den Duft beim Zerschneiden des Apfels zu riechen? Den Genuss beim Naschen aus dem Topf mit den Blaubeeren oder dem Abschmecken der Suppe zu genießen? Nehmen wir das alles noch bewusst wahr? Freuen wir uns noch darüber?

 

Lassen wir noch den Gedanken zu, welchen Weg die Gurke, die Zitrone, die Orange zurückgelegt haben, bevor sie auf unserem Teller gelandet sind? Welche Menschen daran beteiligt waren, dass sie nun bei uns auf dem Tisch liegen? Vom Bauern über den Transporteur bis zum Lebensmittelverkäufer?

 

Haben all diese Köstlichkeiten und wir es nicht verdient, mit Respekt und in aller Schönheit ihren Platz auf dem Teller zu finden, die Vorfreude aufs Essen zu zelebrieren? Mühen sich nicht Designer darum, auch bei Gegenständen, die in unserer Wohnung Platz finden, Schönheit zu verleihen? Warum sollten wir das nicht auch mit unserer täglichen Nahrung tun?

 

Warum sollte all dies nur Sterneköchen in teuren Restaurants vorbehalten sein?

 

Ästhetik und Genuss sind dabei keinesfalls an stundenlange Kochsessions mit unendlich vielen teuren Zutaten und komplizierten Zubereitungsarten gebunden!

 

Ein einfaches Bruschetta, mit Knoblauch und aromatischen Tomaten und einem guten Olivenöl, liebevoll arrangiert auf einem schönen Teller kann all die oben genannten sinnlichen Versprechen erfüllen!

 

Gutes, hochwertige, Speisen, liebevoll angerichtet und in entspannter Atmosphäre verzehrt sind nicht nur Nahrung und Kraftgeber für den Körper, sondern auch für die Seele, und diese nimmt nicht nur den Geschmack, sondern auch Farben, Formen, Haptik und Duft wahr!

 

Und warum vegan?

 

In der veganen Ernährung habe ich für mich die beste Möglichkeit gefunden, Leben bestmöglich zu achten, zu respektieren und Tierleid zu minimieren. Ein echter Genuss und Ess-Kultur ist für mich mit dem Leid der Tiere, vor allem aus der Massentierhaltung, nicht vereinbar.  Ich spreche hier ausdrücklich ausgehend von der Kultur, der Vielfalt und dem relativen Reichtum des zentralen Europa, in dem dies ohne Probleme möglich ist und die Entscheidung, ob vegan, vegetarisch oder omnivor lediglich eine persönliche ist. Keine, die von der Verfügbarkeit entsprechender Lebensmittel oder ähnlichen Zwängen abhängt. Ich verurteile hier nicht, weder die eine noch die andere Entscheidung für den einen oder anderen Weg.

 

Ich möchte mit meiner veganen Foodfotografie eher etwas anbieten. Anbieten zu zeigen, welch vielfältiger, sinnlicher, ästhetischer, farbenfroher und lebendiger Genuss die vegane Ernährung sein kann. Dass sie nicht Verzicht bedeutet, sondern Reichtum an Geschmack, Ästhetik, Gesundheit und Duft.